Donnerstag, 25. März 2010

Center for Icelandic art with Dorothee Kirch


Dorothee empfing uns ausserordentlich freundlich und mit Tee in einem zusammengewürfelten Interieur. Sie lebt seit 1994 in Island und stammt aus Deutschland, war früher die Nachbarin von Karin Sander. Das Gespräch auf Deutsch war zu Beginn etwas ungewöhnlich, da wir uns bis dahin alle Gedanken auf Englisch gemacht haben. Dass Dorothee weder Isländerin noch in Island aufgewachsen ist, hat einen entscheidenden Einfluss auf ihre Sicht der Dinge, die eine erfrischende Distanz aufweist, gleichzeitig sehr präzise ist.

Eine Knappheitsdiskussion ist hier absurd

Erst seit etwa fünf bis sieben Jahren gibt es eine Umweltdiskussion über andere Verwendungsmöglichkeiten der hier vorhandenen Ressourcen in der Zukunft. Es herrscht dabei kein Mangel an Ideen, aber der Wille zu einer grossen Lösung behindert dieses Unterfangen. Island hat nichts Festes zu exportieren, keine natürlichen Rohstoffe und nur wenig Geld für akademische Forschung und Universitäten, was natürlich mit ihrer geringen Bevölkerungszahl zusammenhängt. Zudem ist ihr Nationalbewusstsein noch nicht alt, nachdem sie bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts eine Kolonie Dänemarks waren. Andererseits können Ideen besser oder einfacher als in Mitteleuropa umgesetzt werden, wegen der kleinen Gesellschaft.

Reykjavik hat sich als Stadt verkleidet

Die Verknüpfung zwischen den Generationen ist stark, ebenso familiäre Bindungen, das ist auch mit ein Grund, weshalb Isländer nach einem Auslandstudium auf die Insel zurück kehren, und positiv für das Land. Eine Klassengesellschaft macht eigentlich keinen Sinn wegen der kleinen Bevölkerung, Dorothee sagt aber auch, dass Neureiche in den letzten Jahren das Land zerstört haben und meint damit den Kollaps des isländischen Finanzsystemt.

Wortbedeutung Wikinger: von Bucht zu Bucht fahren

Die ersten Bewohner Islands waren aber keine Nomaden oder Wikinger, sondern sesshafte Menschen, die Siedlungen gründeten. Auch die heutigen Isländer sind Macher, erst nachher wird darüber gesprochen und diskutiert, was auch am Beispiel der Umweltdebatte sichtbar ist. Reflexion über Wesen und Handeln der Gesellschaft wird eher als störend empfunden.Die Wirtschaftskrise führte zu einem langsameren Fortgang der industriellen, aber auch der umwelttechnischen Entwicklung. Es gibt im Moment wenige bis gar keine finanziellen Möglichkeiten für die Umsetzung neuer Ideen. Eine wichtige Frage bei Projekten ist, für wie lange sie jeweils Arbeit und Arbeitsplätze generieren.

Link: Center for Icelandic Art

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen